Red Carpet

Red Carpet

 

contemporary textile art – aus roter Upcyling Jerseyschnur, geschnitten und handgeknüpft, Januar 2015

 

In einer weiteren Findungsphase 2014|2015 begann ich mit dem Knüpfen eines Teppichs für das neue Zuhause.

Zuvor hatte ich mich wie einen Gummiball auf den Boden geschleudert und befand mich inmitten einer rasenden Berg- und Talfahrt. Vor-Zurück, Hin und Retour.

Ich pendelte zwischen Wien und Berlin und hatte Zweifel, mich und meinen Platz wiederzufinden. Ich gab meine Wohnung auf und wollte mein Leben einfach in eine Tabula Rasa verwandeln. Wenn nichts mehr da ist und das Blatt leer, dann erst kann man Neues kreieren. Wie weit kann man gehen, wie viel kann man wegwerfen, löschen, loslassen…

All mein Hab und Gut schleppe ich seit Jahren mit mir, all dieses wertlose Zeug, alte Briefe, Postkarten, Bücher, die nie wieder gelesen werden, Kleidung, zig Kabel, alte Technik… Mit dieser einen Entscheidung fing ich an, die Mülleimer bei jedem Verlassen des Hauses zu füttern. Tage, Wochen und Monate des Trennens.

Ich wünschte mir nichts mehr als wieder zu landen und etwas Boden unter den Füßen zu behalten.

Letzte Chance… Ich saß in der Küche und alles war seltsam vertraut. Der Boden, in dem selben beige-grau gestrichen zeigte bereits einige raue Abnutzungsflecken. Ich kann mich gut erinnern, wie ich in meinem Ladenatelier auf der Forster Straße jede einzelne dieser ochsenblutfarbenen Dielen vom Teppichkleber befreit und per Hand mit dem Pinsel gestrichen hatte. Genau diesen grau-beigen Farbton ließ ich mir anmischen.

Auf dem Boden eines wackeligen Schiffes, das schon lange auf offenem Meer etwas ziellos umhertrieb bin ich gelandet und wurde aus der winterlichen Kälte mit einer eisernen Kanne meines geliebten japanisch gerösteten Reistees willkommen geheißen.

 

Der rote Teppich

Durch die Verknotungen entstanden Lücken und gitterförmige Fenster. Das Gewirr an Fäden verstrickte sich ständig neu zu einem dicken Knäuel, das ich versuche zu entwirren. Innere Verknotungen und Verstrickungen, die einen wie in einem Gefängnis festhalten. Abschneiden, nein – Ertränken… im Wasser beginnen die Stränge mit den Wellen mitzufließen – ein roter Fluß.

Ist es das Blut, das sich in die verhärteten Stellen ausbreitet und beginnt zu fließen?

 

Im Juli 2015 erhielt ich die Zusage von ORFIII über die Projektförderung für das Vietnamprojekt am Red River Delta/Nam Dinh.